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Τρίτη 7 Οκτωβρίου 2014

Der unheimliche Vormarsch des IS in Kobane


Sussanne Gusten
Die Presse

Kobane / Bild: (c) APA/EPA/SEDAT SUNA (SEDAT SUNA)
Kobane / Bild: (c) APA/EPA/SEDAT SUNA (SEDAT SUNA)
Die IS-Extremisten standen vor der Eroberung der kurdischen Grenzstadt Kobane. Die Türken schauten zu. Warum?
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Zum ersten Mal hat die internationale Allianz gegen den Islamischen Staat (IS) die Extremisten nahe der nordsyrischen Stadt Kobane bei Tageslicht angegriffen. Kampfjets der US-geführten Verbündeten bombardierten intensiver als bisher die Stellungen des IS an der türkischen Grenze. Kurz zuvor hatten die kurdischen Verteidiger von Kobane nach dreiwöchiger Belagerung einen verzweifelten Hilferuf an das Ausland gerichtet: Wenn es in Kobane ein Massaker geben sollte, dann sei die internationale Gemeinschaft mit schuld, erklärte die kurdische Stadtregierung.
1. Warum ist die syrische Stadt Kobane an der Grenze zur Türkei so wichtig für den IS?
Wenn der IS Kobane einnehmen sollte, würde das den Jihadisten die Kontrolle über einen vierten Grenzübergang zur Türkei bescheren und die Logistik für die Gruppe in Nordsyrien erheblich erleichtern. Rund 2000 IS-Mitglieder rückten nach einer Meldung der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu in den Straßen von Kobane vor. Am Vortag hatten die Extremisten in Außenbezirken der Stadt ihre schwarze Fahne gehisst und drei Stadtteile erobert. Anschließend drangen IS-Trupps bis ins Zentrum der Stadt vor. Von dort seien sie aber wieder vertrieben worden, erklärte der syrische Kurdenchef, Salih Müslim. Bei einem Hinterhalt der kurdischen Verteidiger sollen zahlreiche IS-Kämpfer umgekommen sein.
Gegen die Umkreisung des IS haben die Kurden in Kobane allein kaum eine Chance, sie verlangten deshalb eine entschiedene Intervention des Auslands. Die Jihadisten rücken von Osten, Westen und Süden an das Stadtzentrum heran. Nur im Norden Kobanes steht der IS nicht – denn dort liegt das türkische Staatsgebiet. Die türkischen Behörden haben den Grenzübergang bei Kobane jedoch geschlossen und lassen nach kurdischen Angaben keine Hilfe für die Verteidiger in der syrischen Stadt durch. Flüchtlinge aus Kobane werden jedoch nach wie vor in der Türkei aufgenommen.
 Bild: (C) DiePresse
Bild: (C) DiePresse
Offen blieb zunächst, wie viele Zivilisten sich noch in Kobane aufhalten. Rund 180.000 Menschen sind in den vergangenen drei Wochen von dort in die Türkei geflohen. In der Nacht zum Dienstag kamen erneut Flüchtlinge über die Grenze. Die kurdische Stadtregierung von Kobane erklärte jedoch, „Bevölkerung und Kämpfer“ würden dem IS nicht weichen und in der Stadt bleiben.
2. Wieso hat die Türkei zunächst nicht militärisch eingegriffen?
Der türkische Präsident, Recep Tayyip Erdoğan, rechnet fest mit einer Eroberung Kobanes durch den IS. „Kobane ist gefallen oder fällt in diesem Moment“, sagte Erdoğan am Dienstag in Gaziantep im Grenzgebiet zu Syrien. Die türkische Armee steht mit Panzern und Truppen an der Grenze bei Kobane, greift bisher aber nicht ein. Salih Müslim, Chef der Demokratischen Unionspartei (PYD), die in den Kurdengebieten Nordsyriens herrscht, kritisierte die Untätigkeit der Türkei. Die Regierung in Ankara habe ihm Hilfe versprochen und halte ihr Wort nicht, erklärte er. Syrische Kurden befürchten, dass der IS nach einem Sieg in Kobane die beiden anderen Kurdenzonen in Nordsyrien angreifen wird.
Müslim hat zuletzt Gespräche in Ankara geführt und dabei Hilfe für Kobane verlangt. Laut Medienberichten forderte die Türkei als Gegenleistung, die syrischen Kurden sollten auf ihre in den vergangenen Jahren errichtete Selbstverwaltung verzichten, sich zum Kampf gegen den syrischen Präsidenten, Bashar al-Assad, bekennen und die kurdischen Kämpfer der Oppositionstruppe Freie Syrische Armee (FSA) unterstellen. Bisher deutet nichts darauf hin, dass Müslim diese Bedingungen akzeptieren will.
Die Türkei zögerte auch deshalb mit einer Intervention in Kobane, weil Müslims PYD ein Ableger der türkisch-kurdischen Rebellenorganisation PKK ist, die als Terrorgruppe gilt. Und: Ankara fordert, dass die US-geführte Koalition in Syrien nicht nur gegen den IS, sondern auch gegen Assads Truppen vorgehen soll. Dann sei die Türkei auch zur Entsendung von Bodentruppen ins Nachbarland bereit, sagte Premier Ahmet Davutoğlu dem TV-Sender CNN.
3. Wie reagieren die Kurden auf Ankaras Haltung? Bläst die PKK den Friedensprozess ab?
Angesichts der Lage in Kobane wächst der Druck auf Davutoğlu. Die türkische Kurdenpartei HDP verlangte eine Intervention. In mehreren türkischen Städten gingen kurdische Demonstranten auf die Straße. In Istanbul lieferten sich Kurden heftige Auseinandersetzungen mit der Polizei. Auch in Wien, Graz, Paris, London, Bern, Stockholm, und Berlin protestierten Kurden. In Bregenz beschädigten sie das türkische Generalkonsulat, in Innsbruck nahmen sie die SPÖ-Parteizentrale in Beschlag. In Brüssel drangen Demonstranten ins EU-Parlament ein, auch in Den Haag besetzten sie das Parlament.
Die PKK droht mit einem Ende des Friedensprozesses, falls der IS Kobane einnimmt. Der inhaftierte PKK-Chef, Abdullah Öcalan, der seit Ende 2012 mit Ankara über eine friedliche Lösung des Kurdenkonflikts in der Türkei verhandelt, hat der Regierung ein Ultimatum bis zum 15.Oktober gesetzt. Sollte die PKK die Verhandlungen aufkündigen, könnten die seit anderthalb Jahren eingestellten Gefechte zwischen kurdischen Rebellen und der türkischen Armee erneut beginnen.
4. Warum konnten Luftangriffe den IS im Nordirak zurückdrängen, nicht aber in Kobane?
Eine Eskalation der Luftangriffe ist aus Sicht der Kurden in Kobane längst überfällig. Nach US-Militärangaben flogen die Anti-IS-Verbündeten vor Dienstag insgesamt ein Dutzend Angriffe auf Stellungen der Extremisten bei Kobane. Angesichts der wochenlangen Belagerung ist diese Zahl relativ gering. Beim Kampf um den Mossul-Damm im Nordirak vor einigen Wochen wurden fast zehnmal so viele Angriffe geflogen. Damals gelang es, den IS zurückzudrängen.
(“Die Presse”, Print-Ausgabe, 08.10.2014)

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