Ruhige Weihnachten? Nicht für Griechenland – und damit auch nicht für
die Euro-Zone: Zwar geht es nach harten Reformen für Athen bergauf, doch
die anstehende Wahl könnte alles zunichte machen.
Von
Jan Dams
Noch ist nicht gesagt, dass
Weihnachten für Europas Finanzminister eine ruhige Zeit wird. Denn
ausgerechnet in den friedlichen Tagen zwischen dem 24. und 31. Dezember
wird in Athen über den künftigen Weg des Landes entschieden. Verantwortlich dafür ist Antonis Samaras, der Premier des Landes.
Samaras
hat das Parlament für den 17. Dezember zum ersten Wahlgang der
Präsidentenwahl aufgerufen. Die Regierungskoalition hat dafür den
früheren EU-Kommissar Stavros Dimas aufgestellt. So, wie es jetzt
aussieht, werden die Regierungsparteien allerdings nicht die nötige
Mehrheit im ersten Wahlgang bekommen.
Ihnen
fehlen rund 25 Sitze. Noch ist nicht einmal ausgemacht, dass die
Koalition in Wahlgang zwei und drei – also am 23. und 29. Dezember – die
nötigen Stimmen zusammenbekommen.
Präsidentenwahl entscheidet über generelle Neuwahlen
Verlieren
Dimas und damit Samaras die Wahl, drohen Neuwahlen. Anders aber als in
Deutschland, wo man sich momentan immer zwischen den Sozialdemokraten
der SPD und einer sozialdemokratisierten Union entscheiden kann, wären
Neuwahlen ein echter Richtungsentscheid. Einer, der darüber entscheidet,
ob die Griechen weiterhin auf dem harten Weg der Reformen bleiben, der
ihnen von Internationalem Währungsfonds (IWF), EU und Europäischer
Zentralbank (EZB) diktiert wird. Oder ob sie einen anderen Weg gehen.
Nicht nur auf die Griechen kämen mit Neuwahlen daher spannende Zeiten zu. Auch die anderen Europäer,
die Mitglied der Währungsunion sind, schauen jetzt gebannt nach Athen.
"Wenn Samaras Premier bleibt, dann wird es auch weiterhin die
notwendigen Hilfen für Griechenland geben", heißt es in deutschen
Regierungskreisen.
Denn:
Bei allen Problemen bisher habe Samaras ein erstaunliches
Reformengagement gezeigt. Er stehe zu den Vereinbarungen. Bei allen
anderen politischen Optionen ist das eher fraglich.
Schlechte Stimmung an den Börsen
Aufmerksam
beobachten internationale Investoren daher auch das Tauziehen im
Vorfeld der Präsidentenwahlen. Wieder einmal geht die Angst um, dass
Griechenland sich einen Weg suchen könnte, der das angeschlagene Land am
Ende raus aus dem Euro führen könnte und damit rein in noch größere
finanzielle Turbulenzen.
Die
Renditen für griechische Staatsanleihen sind inzwischen wieder recht
hoch. Die dreijährigen Bonds liegen bei 10,3 Prozent, zehnjährige liegen
bei knapp neun Prozent. Auch die Börsen brachen in der vergangenen
Woche ein. Das sah alles schon einmal besser aus.
Angst vor Syriza
Nur
die Zeiten ändern sich manchmal rasant. Seit bekannt wurde, dass
Griechenlands Premier rauswill aus den Zwängen der Hilfspakete, schauen
die Anleger misstrauisch nach Athen. "Eine neue Regierung aber würde die
Lage grundlegend verändern, erst recht wenn das Bündnis der extremen
Linken an die Macht käme", heißt es in Berlin.
Die
extremen Linken – kurz Syriza – werden von Alexis Tsipras geführt. Der
aber hat bereits angekündigt, dass er wenig davon halte, die getroffenen
Vereinbarungen mit IWF und EU einzuhalten. Viel mehr fordert der
40-Jährige einen Schuldenerlass für Griechenland – etwas, was nicht nur
die Bundesregierung ablehnt.
Tsipras Liste potenzieller politischer Weichenstellungen geht noch weiter: Höhere Löhne, Rücknahme der Privatisierungen.
Griechenland solle künftig "nicht mehr nach der Musik der Märkte
tanzen, sondern die Märkte nach seiner Musik". Es ist eine Illusion, die
nicht nur für Athen, sondern für ganz Europa gefährlich werden könnte.
"Kommt
Tsipras an die Macht und setzt diese Vorstellungen in die Tat um, dann
bekommt Griechenland kein Geld mehr von der EU", heißt es in
Verhandlungskreisen. Ohne Geld aber würde Athen schnell in die Pleite
rutschen. Geld privater Investoren gäbe es vermutlich nicht. "Die große
Frage bleibt, hätten neuerliche Probleme in Griechenland einen
Ansteckungseffekt auf den Rest der Euro-Peripherie, wie beim letzten Mal
– oder nicht."
In
Berlin will man jedenfalls nicht ausschließen, dass es in den stillen
Tagen bis nach Jahresanfang wieder zu hektischer Krisendiplomatie kommen
könnte. Die Frage nach einem Plan B beantwortet offiziell zwar niemand.
Inoffiziell heißt es aber: "Neue Pläne müssen wir dafür nicht machen,
wir haben noch die alten in den Schubladen." Damals sahen diese Pläne
unter anderem eine Isolation des griechischen Finanzsystems vom Rest
Europas vor für den Fall, dass die Griechen nach einer Pleite den Weg
raus aus dem Euro suchen wollen oder suchen müssen.
Hoffen auf die Vernunft der Griechen
Bislang
aber hoffen alle Beobachter, dass Samaras seinen Kandidaten Dimas
durchs Parlament bringt und zum neuen Präsidenten macht. Denn Neuwahlen
wollen nicht nur viele Europäer nicht, auch den Griechen scheinen diese
Aussichten nicht zu behagen. Laut Umfragen sind 57 Prozent dagegen.
Ohnehin
sind die Aussichten für Tsipras nicht rosig. Denn selbst wenn Samaras
Kandidat Dimas durchfiele und es danach zu Neuwahlen käme, kann Tsipras
bei Parlamentswahlen vielleicht auf einen Wahlsieg, nicht aber auf die
absolute Mehrheit im Parlament hoffen.
Dem
Land stünde dann eine quälende Regierungsneubildung bevor. Mit der
falschen Wahl, so ist zu befürchten, stehen dem Land und Europa
chaotische Zeiten bevor. Die Griechen, warnte deshalb auch
EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker jetzt, wüssten genau, "was
ein falsches Wahlergebnis für Griechenland und die Euro-Zone bedeuten
würde."
Quelle:www.welt.de
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