Brisbane. Und wieder schlich sich Russlands Präsident Wladimir Putin in die Aufmerksamkeit der Welt. Doch diesmal ohne gleich einen bewaffneten Konflikt vom Zaun zu brechen. Putin verließ den G20-Gipfel in Brisbane mit der trockenen Ankündigung, er müsse ja am Montag wieder arbeiten – und entschwebte gen Moskau.
Derweil haben sich die 20 führenden
Industrie- und Schwellenländer der Welt auf ein Maßnahmenpaket zur
Belebung der Weltwirtschaft geeinigt. Damit solle die Konjunktur über
fünf Jahre um zusätzliche 2,1 Prozent Wachstum angeschoben werden,
erklärten die Staats- und Regierungschefs in der Abschlusserklärung des
zweitägigen Treffens am Sonntag.
Dazu sollen Anreize für Investitionen und
den Ausbau der Infrastruktur sowie ein Abbau von Handelshemmnissen
beitragen. Die G20 wollen zudem gemeinsam gegen Steuerflucht vorgehen
und den Finanzsektor stärken, um eine Wiederholung der globalen
Finanzkrise zu verhindern. Zudem sei ein entschlossenes und effektives
Handeln gegen den Klimawandel geplant.
Überschattet wurde der Gipfel vom Streit
zwischen dem Westen und dem russischen Präsidenten Putin in der
Ukraine-Krise. US-Präsident Barack Obama warf Putin vor, dessen
Ukraine-Politik sei eine Gefahr für die Welt. Die russische Führung wies
dagegen Vorwürfe zurück, sie destabilisiere das Nachbarland. Die EU
drohte Russland mit neuen Sanktionen.
Putin sagte, während er sich auf
Französisch (durch die Hintertür) verabschiedet, er habe seinen
Finanzminister zum Abschiedsessen des Gipfels geschickt. “Wir müssen von
hier aus neun Stunden nach Wladiwostok fliegen und dann noch einmal
neun Stunden bis Moskau. Dann müssen wir noch nach Hause. Und Montag
geht es schon wieder auf Arbeit.” Und vier bis fünf Stunden schlafen
wolle er auch noch.
“Ich bin zu Tony gegangen, er hat das mit
Verständnis aufgenommen. Es gibt also hier keine anderen Gründe”, meinte
Putin. Er hatte den australischen Regierungschef Tony Abbott als guten
Gastgeber gelobt.
Obama war schwer verärgert über Putin: Die
letzten Begegnungen mit ihm in Peking und Brisbane seien geschäftsmäßig
und unverblümt gewesen. Er habe Putin privat dasselbe gesagt wie
öffentlich. Putin dürfe nicht weiter internationales Recht brechen,
schwere Waffen an prorussische Seperatisten liefern und das Minsker
Abkommen missachten, sagte Obama.
Wenn Russland seinen Kurs nicht ändere,
werde die Isolierung beibehalten. “Man marschiert nicht in andere Länder
ein”, sagte Obama. Doch wenn Moskau den Forderungen nachkomme, “bin ich
der erste, der die Sanktionen zurückführt”.
Gleichzeitig haben sich die USA beim
G20-Gipfel eine Rüge eingefahren. Die anderen Wirtschaftsnationen
zeigten sich tief enttäuscht, dass die Vereinigten Staaten die Reform
des Internationalen Währungsfonds (IWF) nun schon seit vier Jahren
blockieren. “Wir fordern die USA auf, sie (die Reformen) zu
ratifizeren”, hieß es in der Abschlusserklärung. Sollte das nicht
geschehen, behalten sich die Partner weitere Schritte vor, die Reformen
umzusetzen.
Es gibt bisher keine Mehrheit im
US-Kongress für die Neuordnung, die aufstrebenden Ländern wie China und
Indien mehr Einfluss in der mächtigen geben Finanzorganisation geben
soll.
Da die USA eine Sperrminorität bei
Abstimmungen haben, könnten die anderen Staaten den größten
IWF-Anteilseigner nicht einfach überstimmen.
Für Stirnrunzeln sorgte auch
EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker. Er hat beim G20-Gipfel
einen automatischen Austausch zwischen Staaten bei Steuersparmodellen
für Konzerne gefordert. Juncker sagte: “Ich habe den zuständigen
Steuer-Kommissar beauftragt, eine entsprechende europäische Richtlinie
vorzubereiten, und ich wünsche mir, dass die G20 uns dabei
unterstützen.”
Nach Berichten über großzügige
Steuersparmodelle für Konzerne in seiner Heimat Luxemburg steht Juncker
politisch unter Druck. Juncker war von 1995 bis 2013 Premierminister von
Luxemburg und damit für die Steuergesetzgebung seines Landes
verantwortlich.
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